Samstag, 25. Juni 2016

Schadenfreude









Er guckt den Brexit-Brennpunkt im Ersten. Der Brexit, der seit heute Morgen real ist, hat in ihm die Sensationslust geweckt. Da tut er sich dann auch mal den Brennpunkt im Ersten an. Er will ja schließlich nichts verpassen, vom drohenden Untergang Europas. Ok, so ein Untergang ist nicht so gut wie Sex, aber wenn man Ersteres nicht hat, da nimmt man auch mal den Untergang der Zivilisation als Ersatzbefriedigung. Er hat da so eine abstruse Theorie, nach der Männer, die keinen Sex oder keine Liebe, geschweigen denn echte Zuneigung bekommen, eher zum Krieg und zum Kampf tendieren. Ist alles nur eine Theorie, aber…

Im Fernsehen redet der Moderator von Finanzchaos, Krise, wirtschaftlichen Folgen, Fußball, kurzum, von allem.

Geil, denkt er. Wenn es ihm schon nicht gut geht, dann soll es den anderen auch nicht gut gehen! Und vielleicht führt ja der Brexit dazu, dass es dem ganzen Kontinent nicht gut geht. Das würde ihn zwar nicht glücklich machen, aber doch ein bisschen zufriedener. Wenn es ihm schon nicht gut geht, dann soll wenigstens der ganze Kontinent mit ihm untergehen. Oder ist das etwa zu viel verlangt?! Warum soll immer er nur leiden, das Opfer sein…Dann sehen die mal, wie das ist. Schließlich ist Schadenfreude eins der wenigen deutschen Worte, die es ins Englische geschafft haben. Neben Blitzkrieg, Leitmotiv und Bildungsroman. Das wird schon seinen Grund haben.

Dieser beschissene, von der 68er-Generation total versaute Kontinent, der nur im Süden halbwegs erträglich ist und dann auch nur im Sommer.

Das ist das Ende dieses Brennpunkts an diesem historischen Tag. Der Tag, an dem Großbritannien beschloss, der EU den Rücken zu kehren. Und Punkt.

Nur eins versteht er nicht: Ist er Großbritannien, oder sie?