Montag, 25. Juli 2016

Allein bei Aldi









Heute geht er Einkaufen. Zum ersten Mal seit seine Tochter weg ist. Im Urlaub in Griechenland. Allein mit ihrer Mutter. Ohne ihn. 

Aber was soll er auch machen? Wenn er schon kein Leben hat? Verhungern? Wohl kaum. Also geht er einkaufen. Wie er es sonst auch immer montags tut. Nur dann mit seiner Tochter. Das ist eines dieser alltäglichen Rituale, über die man nur nachdenkt, wenn etwas anders ist… 

Er schnappt sich eine Gefriertüte, nimmt sich sein Oma-Handwägelchen (das er noch aus seiner Ehe gerettet hat, watschelt zur Haltestelle, steigt in den Bus, steigt einen Stadtteil später wieder aus, nimmt sich einen Einkaufswagen und betritt den Aldi. Eigentlich wie immer. Eigentlich. Heute kann er alles noch seinem Gusto kaufen. Das ist doch auch was. Keine Kommentare: Chips?! Cola?! Frikadellen?! Leberkäse?! Keine komischen Blicke über die Schulter oder zur Seite, bei denen er sich so fühlt, als würde er etwas Verbotenes tun. Freiheit. Freiheit…Freiheit…ist die Einzige, die fehlt… Nein: María…Maríadie Einzige, die fehlt…

Und was kauft er? Mal sehen…



Position Nr.1: Hühner Gockelchen. Das hätte jetzt schon besagte schiefe Blicke hervorgerufen. Eigentlich ein Kindergericht. So was Ähnliches wie Chicken McNuggets, nur in süßer Gockelchen-Form. Wie das schon klingt, „Gockelchen“. Das lässt große Kinderherzen höher schlagen! Und die sind gut, echt nicht schlecht. Besser als so manche andere, fettige Scheiße.

Und dann, oh Wunder, noch mal Huhn: Diesmal sogar frische Hähnchen Schnitzel (ja, er kocht noch – muss er ja jetzt, wo seine Tochter weg ist, haha!).

2x Kidneybohnen – und das obwohl die aus italienischem Mafia-Atommüll-Gebiet stammen könnten (die haben nämlich noch immer keine Herkunftsangabe – eine Frechheit, oder um seinen Vater zu zitieren: „Was für eine Unverfrorenheit!“). Aber sofern die nicht aus Süditalien kommen, könnten die ja sogar halbwegs gesund sein – von wegen Ballaststoffen!

Eiskrem gestrudelt – Boah, mein Lieblingsposten am Montag. Aber eigentlich ist das nicht ganz korrekt. Beziehungsweise nicht ganz vollständig (und wir sind ja Deutsche, da wollen wir ja korrekt und vollständig sein!). Denn eigentlich sollte da stehen: „Tiramisu Eiskrem, gestrudelt“. Oder „Eiskrem, Tiramisu, gestrudelt.“ Für die geschundene Seele (Frau weg, Tochter temporär weg, da muss das drin sein, zumindest einmal die Woche!). Strudeln hilft geschundenen Seelen. Die Hälfte heute und die andere (ohne obere Schicht) morgen. Zum Frühstück. Eiskrem, gestrudelt, Tiramisu, zum Frühstück, sozusagen. Der neue Film mit Til Schweiger und Elyas M’Barek. Das füllt wenigstens den Magen. Eiskrem ist der Sex getrennter Männer! Von ihren Kindern zwangsgetrennter Väter! Boah, wie er sich auf die freut, als sie im Wagen landet. Direkt auf den Hähnchenschnitzel, damit sie dir nicht schon auf dem Weg wegschmilzt.

Und dann, vielleicht auch um den Eiskrem-Effekt ein bisschen aufzuwiegen, auszugleichen, Bio-Möhren. Die du direkt nach der Eiskrem im Kühlschrank verstaust und dann mindestens fünf Tage mit dem Arsch nicht anguckst. Bis sie leicht unansehnlich werden und dein schlechtes Gewissen parallel dazu immer schlimmer wird. Dann wartest du noch drei Tage und fängst an, sie Möhre für Möhre zu essen. Eine Möhre am Abend und eine am Morgen. Wie das Eis eigentlich…

Dann kommt wieder was Interessantes. Was leicht Ungesundes. Aber immerhin nicht industriell verarbeitetes, sondern frisches. Fleisch! Hackfleisch! Was hat er eben zum Sex gesagt… Er kauft Fleisch! Frisches Fleisch! Gemischt! Schwein und Rind gemischt! Heiß…

Fettarme Milch 1,5 %: Ja, womit soll ich denn die Knusperflakes essen?!

Dazu Rösti-Ecken. In der Pfanne zum Frühstück, Mittagessen und manchmal auch Abendessen gebraten. Fettig und mit vielen ungesunden, aber leckeren Röstaromen. Wenigstens sind das natürliche Aromen. Und keine künstlichen! Die sind echt eine Entdeckung, die Rösti-Ecken bei Aldi (jetzt könnten die meinen Blog aber langsam echt sponsern, oder nicht?!) Die mit Spiegeleiern oder mit Knusper Gockelchen, fucking hell! Da geht die Lotti aber ab!

So, jetzt beruhigen wir uns wieder und kaufen erst mal Sößchen. Fix für Geschnetzeltes. Zum Hackfleisch oder zum Hähnchen Schnitzel. Denn Soßen selber machen ist schon eine Wissenschaft für sich. Für mich zumindest. Er hatte sich ja mal ein Buch ausgeliehen, zum Thema „Saucen“. Hat aber nicht viel gebracht. Scheiterte schon an der selbstgemachten Brühe. Er ist schließlich ein Mann! Zwar sind auch die meisten Sterneköche Männer, aber er ist eben ein Mann-Mann

2x Cola. Zwar „light“, aber Scheiße, die haben künstliche Aromen. Die man(n) daran erkennt, dass da nur Aroma steht und nicht etwa „natürliches Aroma“! Verarschung, ne! Findet er auch und deswegen kauft er gleich zwei! Er muss sich ja darüber hinwegtrösten, dass…und dass…und dass…ach, Sie wissen schon was…

Dann Knoblauch. Geil, ne?! Falls Dracula kommt, ihn vergewaltigen. Oder nur ihm Blut absaugen (wenn der Untote hetero ist oder keinen Bock auf fetten, deutschen, Knusper-Gockelchen-Arsch hat). Der ist gesund und er ist ja getrennt; da muss er nicht mehr so viel küssen wie früher. Da kann er schon mal aus dem Mund nach Knoblauch stinken. Am Wochenende auch gerne schon morgens. Das gleicht auch den Herzinfarkt (Cola, Kaffee, Gockelchen, Hackfleisch, Knusperflakes) aus, weil das die Arterien durchputzt. Zumindest ein bisschen…

Die stückseife muss natürlich auch sein. Für stolze 29 Cent! Er muss sich ja schließlich waschen, nachdem Dracula da war (ob er nun durch das Hintertürchen kam oder nicht?!).

Oh, wie süß! Babykartoffeln! Ja, die werden gedünstet! Damit sie alle Vitamine behalten! Ja!

Die Ravioli sind für Samstag-Nacht. Nach der Arbeit. Wat soll ich da auch machen!? Hackfleisch mit fixer Soße. Wohl kaum! Außerdem sind die Pferde, die da drin sind auch nahrhafter als das ganze andere Schweinefleisch auf deinem Kassenbon. So lang sie dir nicht entgegenwiehern…

Das ist doch jetzt echt mal die perfekte Überleitung zum nächsten Posten: Butterstuten. Sie sehen, ich mag Pferde. Am liebsten Samstag-Abend nach der Arbeit auf fettigem, leicht süßem Brot.

Die Erbsen sehr fein (2x) hatten wir schon bei den Kidneybohnen (Hauptsache nicht Italien – obwohl, ich liebe Italien, echt jetzt, mir reicht schon die Verfolgung durch die Südamerika-Mafia in der Familie meiner Frau…Ex-Frau).

Mandeln wiederum sind gut fürs Herz! (Und das, obwohl sie fettig wie Sau sind!) Sie sehen, er ist essenstechnisch gespalten, bewegt sich was seine Ernährung immer zwischen Selbstzerstörung und Selbsterhaltung. Freud hätte, seine wahre Freude an ihm! Aber sind wir das nicht alle?! Wenn wir ehrlich sind?! Nur einen Moment ehrlich?! Zu uns selbst?! Gefangen in einem Teufelskreis zwischen Selbstzerstörung und Selbsterhaltung, Liebe und Thanatos, Sex- und Todestrieb?! Hey, das ist Philosophische Ernährungspsychologie! Ich sollte einen Lehrstuhl bekommen! An der Uni Bonn, haha!

Dann kommen Billig-Nudeln (Tschuldigung, Aldi!) und die gesunden Sachen (Broccoli, Bananen): Ersterer muss natürlich wie die Bio-Möhren erst mal im Kühlschrank vorrotten, aber die Bananen, die sind schon was Tägliches (Kalium fürs Herz, Süßes für die verwundete Seele). Jeden Tag eine in den Arsch…nein…Spaß!

Zwiebelspezialitäten sind echt zu seiner post-traumatischen Trennungsspezialität geworden. Die tut er echt in alles rein – er muss ja nicht mehr immer so gut riechen wie früher. Sind auch gesund! Besonders gebraten mit Spiegeleiern, Knusper Gockelchen (ich liebe diesen Namen) und Rösti-Ecken (Selbstzerstörung!). In Kurkuma (Selbsterhaltung!).

Und last but not least die guten, alten Freiland-Eier. (Bio ist leider jetzt nach der Trennung/vor der Scheidung ein bisschen teuer und Käfighaltung ein bisschen billig!) Die sich – wie gesagt – mit vielem kombinieren lassen, in der morgendlichen Pfanne…